Penthouse Bau & Trading GmbH

Nachruf Stefan Fohrafellner (20.12.1932 - 12.05.2009)

Der Unerschrockene

Er selbst war in seiner Jugend ein guter Fußballer und die Liebe zu diesem Sport blieb ihm sein ganzes Leben lang erhalten. Eine besondere Verehrung hegte er für den Fußballer Hans Krankl.

Es ergab sich während eines Länderspiels im ausverkauften Ernst Happl Stadion, wo er mich mitnahm, daß während eines mißglückten Angriffs der Österreicher (anzumerken ist, damals waren wir fußballerisch noch wer) aus den hinteren Reihen einer ins Ovall brüllte: "Krankl, Du Volltrottel!!!" Meinem Vater, dem das Angriffsgebrüll im Hals stecken blieb, drehte sich um und schrie mit gleicher Intensität mit der zuvor nach vorne brüllte nun nach hinten : " Wer von Euch grünen Affen sagt, daß der Krankl ein Volltrottel ist?" In den unmittelbar hinteren Reihen wurde es kurzzeitig ganz still und Krankl war nun kein Volltrottel mehr.

Der Unbelehrbare

Wenn man meinem Vater etwas Negatives nachsagen wollte, dann das, daß er absolut Unbelehrbar war. Wenn für ihn einmal etwas rot war, dann war und blieb es rot. So ergab es sich während eines Familienurlaubes mit dem Auto, welcher uns nach einem Besuch bei einem seiner Arbeiter im damaligen Jugoslawien und einer Fährfahrt über die Adria nach Neapel führte, folgendes: Ich nehme an wegen angespannter finanzieller Mittel, denn aus überhöhten Romantikbedürfnis wurde ein schöner Campingplatz mit Meerblick in der Nähe von Neapel aufgesucht.

Das Zelt wurde aufgestellt, die Matratzen aufgeblasen, bis uns allen schlecht war und dann wurde die nahe Stadt besucht. Verabsäumt wurde es allerdings, sich die Adresse des Campingplatzes aufzuschreiben. In Neapel wurde nach einem ausgibigem Mahl, welches meinem Vater nicht opulent genug sein konnte und meiner Mutter wie immer zu teuer war, sehr spät und irgendwann waren wir dan doch auf dem Weg zurück zum Campingplatz. Die Frage war nur : Zu welchem ?? Auf einmal schien ganz Neapel aus Campingplätzen zu bestehen und wir pirschten uns rein aus Verdacht an denjenigen heran, welcher uns nach den Schilderungen der Befragten am ehesten dem entsprach, was wir in Erinnerung hatten.

Das Italienisch meines Vaters beschränkte sich auf " Mille grazie", was bei der Suche auch nicht unbedingt sehr hilfreich war. Wie gesagt Adresse hatten wir keine. Obwohl wir laut Vater angeblich schon fast ums Eck waren, schaffte er es irgendwie auf eine Autobahnauffahrt zu geraten, da er schwor, daß dies eine Abkürzung bedeute und er fuhr und fuhr. Die erste Abfahrtsmöglichkeit wurde verpaßt und wieder fuhren und fuhren wir. Irgendwann schafften wir dann doch den Absprung von der Autobahn. Vorher mußten wir allerdings noch die bereits beachtlich angewachsene Autobahmaut bezahlen. Der Bedienstete versuchte uns den Weg zurück zu erklären. "Mille grazie!" Nach zirka eineinhalb Stunden Fahrzeit kamen wir dann wieder zum gleichen Ausgangspunkt zurück wie vorher. Da er aber überzeugt war, die Abkürzung doch noch zu finden fuhr mein unbelehrbarer Vater wieder auf die Autobahn auf und wir fuhren und fuhren. Des heftigen Streites wegen, verpassten wir natürlich wieder die 1. Abfahrtsmöglichkeit und wir fuhren und fuhren weiter, bis wir wieder vor unserem Autobahnbediensten von vorhin standen, dem wir wieder die Autobahnmaut berappten und der uns wieder den Weg zurück erklärte:"Mille grazie!" Kurz vor Sonnenaufgang kamen wir endlich am Campingplatz an. Zur größten Bestürtzung unseres Vaters : ohne Abkürzung. "Mille grazie!"

Der Professionelle

Ich habe Stefan nie hören sagen: " Das geht nicht!" Jedes technisches Problem war eine Herausforderung dieses zu lösen und zwar nicht irgendwie, sondern auf die raffinierteste und eleganteste Art. Er übertrieb es sogar manchmal indem einfach zu lösende Probleme mit einer fast wissenschaftlichen Art zu Leibe rückte, nur weil ihm die einfache Methode zu trivial erschien. "Nein das machen wir besser!" Dann wurde meisstens geschweisst, geschmiedet, Wellen und Bolzen wurden gedreht, Gewinde wurden auf der Drehmaschine angefertigt, Federn wurden aus Federstahl gebogen und auf der Shepping bank die letzte blanke Oberfläche geschaffen. Nicht nur was die Eisenbearbeitung anlangte, war er ein Ausnahmekönner.

Als ihm einmal bei einem Abbruchobjekt am Ring in Wien eine grosse Menge an schönen Granit-, Konglomerat-, und Marmorplatten in die Hände fielen, spezialisierte er sich kurzer Hand auf Steinmetz, kaufte alle möglichen Geräte und Werkzeuge zur Steinbehandlung und baute sich zu guter Letzt noch selbst eine Steinschneidemaschine, wo man so gut wie alles darauf einstellen konnte. Von nun an hies es: "Das machen wir in Stein!" Vom privaten Haus bis zu etlichen Penthäusern und Hauseingängen in Wien, wurde nun alles mit Steinplatten ausgelegt.Irgendwann entdeckte er dann seine Liebe zum Holz.

Die Holzmaschineneinzelhändler in der Umgebung jubilierten, denn jetzt wurde bis auf die Kantenleimmaschine alle erdenklichen Holzbearbeitungsmaschinen gekauft. Das Endresultat konte sich dabei aber auch immer sehen lassen, besonderes Augenmerk wurde auf die professionelle Eckverbindung mit Fräsung und Gegenfräsung wert gelegt. Es versteht sich von selbst, dass dafür natürlich wieder das entsprechende Fräserwerkzeug angeschafft werden musste.

Zu guter Letzt hatte er so viele, dass er sie mir voller Stolz, fast wie eine erlesene Briefmarkensammlung einmal alle gezeigt und deren spezielle Funktionsweise genau erklärt hat. Wie gesagt, es durfte schlicht weg nicht zu einfach sein.

In den meissten Fällen hätte auch ein Dübbel mit etwas Holzleim genügt, von den trivialen IKEA-Eckverbindungen gar nicht zu sprechen. So entstanden immer mit perfekt geschliffenen Oberflächen exquisite Möbelstücke.

Das Schleifen erfolgte dann immer in vier genau vorgeschriebenen Schleifvorgängen, wobei der Vibrationsschleifer als letzter Schleifvorgang in ihm schon fast wollüstige Gefühle auslöste. Ab jetzt hies es dann: "Das machen wir in Holz!" So entstanden ob gewollt oder nicht, Möbelstücke fürs Wohnzimmer, besonders gerne zimmerte er gediegene Bars, Küchenmöbel, Tische, Betten, Nachtkasterln, Wohnzimmertüren, Blumentröge neben einem kleinen Holzkatapult für seinen Enkel Daniel, welcher aber unvollendet blieb. Diese Arbeit lies ihn nie ganz aus, am Schluß, weil ihm schon die Kraft und Geschicklichkeit fehlte, hobelte er sich Fingerkappen ab, oder verletzte sich mit der Säge, aber immer nur mit dem Argument, dass die Geräte nun wirklich schon viel zu alt weien und dass man damit eigentlich nicht mehr arbeiten könnte und er sich baldigst neue anschaffen müsste.

Der Einzelhandel jubilierte. Seine absolute wirkliche Leidenschaft war :"Der Stahlbau." " Weist Du mit Stahl kann man so viel machen, was mit anderen Materialien nicht möglich ist. So war er auch über lange Zeit in allen Herren Länder der Welt als Bauleiter für Industriebauten tätig und stand jedes Mal voller Bewunderung und Andacht vor einem dieser fertigen Monstrümer, welche sich unserer Ansicht nach alle glichen, aber nach genauer Belehrung seinerseits war dem eben nicht so, denn wäre es uns denn nicht aufgefallen, dass hier die Attika anders sei, oder hier die Wandriegel und die Dachpfetten ganz anders angeordnet seien, von der aussergewöhnlichen Giebelhöhe gar nicht zu sprechen.

Ein besonderes Talent zeichnete ihn besonders im Ausland aus, denn ohne wirklich die jeweilige Landessprache sprechen zu können, hatte er nie Probleme sich zu verständigen und vor allem waren immer die andren die Blöden die ihn nicht verstanden und nicht er da er nicht wirklich sprechen konnte." Jo,you don´t verstand me?" So arbeitete er auch problemlos mit Arabern, Schwarzen, Asiaten und Weissen, also eigentlich allen Hautfarben zusammen, lediglich einen Rothäutigen hatte er nie unter Vertrag. Er verstand es speziell genau diesen Umstand er Andersartigkei der Unterschiedlichen Arbeiter für das jeweilige Projekt zu seinen Gunsten auszunutzen. So setzte er bei einem Mamutprojekt im Irak die Sudanesen und die Chinesen zu einem Art Dachdeckerwettbewerb ein, wo bei den jeweils symetrischen Hallen, die eine Hälfte von den Chinesen und die andere Dachhälfte von den Sudanesen eingedeckt werden sollte.

Der Wettbewerb fand insfern statt, dass ohne speziellen Zuruf es keine der beiden Parteien zulies, dass die andere ins Vordertreffen kam und sofort wieder gleichzog. So kam es, dass 40.000 m² Hallenfläche bei Temperaturen zwischen 40 - 50 Grad in absoluter Rekordzeit gedeckt waren.

Aber nicht nur solch taktische Manover waren es, die ihn so erfolgreich machten, es war vor allem die Liebe zu seinem Beruf und zu seinen Arbeitern, hinter die er sich immer bedingungslos stellte. "Meine Buam" hies es immer und so war es auch, er war deren Übervater, Prespekt, Schmäh und Fleiss machten die überaus beschwerliche und auch gefährliche Arbeit erst erträglich. Sie waren ein Team.

Manchmal verabschiedete sich ein kurzzeitig aufgenommener Arbeiter unter Tränen, nachdem die Baustelle im Irak zum Beispiel abgeschlosse wurde: "I will never find a Boss like this again." Ihn bei der Arbeit zu behindern, oder diese sogar verhindern war nicht möglich.

Im Iran verstellte einmal eine ganze Horde von Bauarbeitern den Zugang zu seinem Werkzeugcontainern, weil der eigentliche Bauherr diese nicht bezahlt hatte. Er sah sich mit "Seinen Buam" einer Horde von zwar zierlichen, aber doch mit Spaten und Spitzhacke bewaffneten Übermacht konfrontiert. Nach einem Wortgefecht, wo wahrscheinlich eher die Lautstärke als der Inhalt ausschlaggebend waren, nahm er den ersten "Floh", so wie er sich ausdrückte und schleuderte ihn unsanft zur Seite und machte sich durch die anderen auf dem Weg zum Container, hinter ihm "Seine Buam" und keiner der Iraner erhob auch nur ein Werkzeug gee ihn.

In Libyen erwartete ihn eine ganz andere Aufgabe. In einer sehr großen Raffinerie mußte in einem 25 Meter hohen Boiler das Heizgestänge ausgetauscht werden, welches teilweise bereits leck und brüchig war.

Dieser Boiler war einer der größten in der Raffinierie in Marsa El Brega und die Produktion war bereits wegen des Defektes eingestellt worden.

Die ansässigen Ingenieure der Firma erarbeiteten eine Ausschreibung und die VOEST Oilfield Services gewann diesen Auftrag. Mein Vater als zuständier Site engineer war nun gefordert, den das war ganz genau seine Kragenweite. Obwohl er mit so einem '"Ding" noch nie etwas zu tun hatte, ging er mit dem notwendigen Fachwissen, Logik, Hausverstand und dem nötigen Quantum an Risikobereitschaft an die Sache heran.

Er lies sich an Hand von technischen Zeichnungen erklären, wo die Heizungsrohre genau liefen, wlche Stärke deise besassen und wo die möglichen Befestigungspunkte zum Herausheben der Heizungsrohre waren. Dann ging ohne großartigen Berechnungen und Genehmigungsverfahren alles relativ rasch.

Er ordnete an, wo die Gestänge bereits noch im Boiler verstärkt werden mußten, wo sie durch provisorische Abstützungen untereinander verschweisst wurden und wo die Ketten zum Herausheben des Boilergestänges angebracht werden mussten. Diese Arbeiten dauerten ein paar Tage, dann kam ein riesiger 200 Tonnekran und Stefan war in Hochform.

Vor allen Direktoren und Managern der Raffinerie wurde unter genauen Anweisungen von ihm das Gestänge millimetergenau Stück um Stück hochgehoben und unter dem Applaus aller Beteiligten letzlich am Boden abgesetzt, wo es eingerüstet und repariert wurde.

Die Anerkennung und das Lob war ihm sicher und auch viel wichtiger, als jede Gehaltserhöhung, so wie sein ganzer Charakter een auf diesen Wesenszug bestand, nur halt mit dem kleinen Nachteil - Geld hatte er nie besonders viel. Ein anderer Vorfall ereignete sich im Iran.

Es wurde wie so oft eine riesige Halle in einer Stadt Shiraz aufgestellt. Alles verlief planmässig, die Bauteile wurden aus Europa angeliefert, die Betonfundamente und der Hallenbode wurde von der ortsansässigen Baufirma betoniert.

Stefan kam mit seinen Buam rechtzeitg für die Montage der Halle an und es wurde ohne nennenswerte Zwischenfälle gebaut.

Schnell stand die Stahlkonstruktion.

Die Stahlrahmen der Halle wurden in regelmässigen Anbständen zueinander aufgestellt und mit Pfetten im Dachbereich verbunden. In der Nacht gab es ein Gewitter mit starken Windböen und als die gesammte Mannschaft am nächsten Tag wieder auf die Baustelle kam erlebten sie ihr blaues Wunder- die gesamte Halle lag zusammengeklappt am Boden und war eingestürtzt. Schnell sah man, daß die einbetonierten Ankerplatten in einem "Beton" einbetoniert waren, welcher so gut wie keinen Zement beinhaltete, denn die nach unten führenden Ankerstangen, welche am Ende auch umgebogen wurdenwaren aus dem Fundament unbeschädigt ausgezogen worden. Eine neue Lieferung aus Europa war aus zeitlichen Gründen nicht möglich.

Nun fing Stefans Krisenmanagement zu arbeiten an. Zusätzliche Trenn-, Winkelschleifmaschienenund Schweissgeräte wurden angeschafft. Eine 120 Tonnen Presse aus der Stadt angemietet und nun wurden im Akkordtempo alle verdrehten und beschädigten Stahlteile repariert, auseinander geschnitten, mit der Presse geradegebogen, wieder verschweisst, gestrichen und neuerlich montiert, am Schluß sah alles wieder neu aus. Sein absolutes Glanzstück war jetzt im Nachhinein betrachtet allerdings eine neuartige Methode Dachbodenausbauarbeiten in Wien durchzuführen. Ab den 80iger-Jahren des 20. Jahrhunderts waren auf Grund von neuartigen Baumaterialien, ausgelöst durch die erste Ölkrise in den Siebzieger Jahren, Dachbodenausbauten möglich gemacht , wo man im Winter nicht mehr erfrohr und im Sommer nicht mehr gegrillt wurde. Als Aussenhaut wurde damals die sogenannte Sargdeckelkonstuktion aus Beton verwendet.

Als mein Vater das sah war ihm klar, "Das machen wir aus Stahl!" Er klügelte schon 1985 ein raffiniertes System einer Semifertigteilbauweise aus, welche es ermöglichte in kürzest möglicher Zeit, eine leichte biegsame Konstruktion aus Stahl auf das bestehende Haus aufzusetzen.

Die sogenannte "Leichtbauweise" im Dachbodenausbau aus Stahl war geboren. Heute 26 Jahre später erwies sich der Weitblick den er damals schon gehabt hatte als richtig, denn nach unzähligen Berechnungen unter Anteilnahme nahmhafter Ingenieure und Statikern, sowie andauernden Meetings der Wiener Stadregierung bis hin zu allen Magistraten stand fest: Es kann nur mehr mit der Leichtbauweise aus Stahl im Dachbodenausbau gebaut werden.

Was bis dahin niemand wusste: Stefan Fohrafellner war der Erfinder dieser Bauweise. Uns als Dachbodenausbaufirma kommt dieses Wissen heute unheimlich zu Gute.

Mein Bruder Thomas düftelt nun in den Fusstapfen seines Vater, für jedes Projekt die beste und kostengünstigste Lösung aus. Wir beide können nun sagen, " Danke lieber Vater, Du hast uns sehr viel mitgegeben, eine positive Lebenseinstellung, Mut, Cleverness und die Fähigkeit Altes immer neu zu hinterfragen, zu verbessern und zu verschönern und du hast durch Deine Arbeit unser Leben verschönert. Dake dafür, wir lieben Dich Deine Familie.